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Die Amazing Alto Adiges und der wilde Eisack

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Ausblick auf Montag AbendDas Kaiserwetter von gestern ist über Nacht leider weiter gezogen, morgens dominiert ein englischer Mix aus dichten Wolken und Nieselregen. Ergo verdrücken sich die meisten in die umliegenden Schwimmbäder, Maria macht mit Felix eine Einkaufstour nach Mühlbach, und plötzlich ist es … mucksmäuschenstill! Genau der richtige Moment, um sich die mitgebrachte E-Gitarre zu schnappen und noch etwas zu üben, schließlich haben einige auserwählte Gäste noch einen Spezialauftrag: Heute steigt die große 40er Party, und das Geburtstagskind wünscht sich eine Liveband, die zunächst unter keinem guten Stern steht: Gegen Mittag stehen wir mit unserem kompletten Equipment vor der knuffigen Lucknerhütte am Waldesrand, die wir in 4 Stunden auf den Kopf stellen sollen, und außer 3 Kühen ist niemand zu sehen. Wir – das sind mein alter Kumpel Holk (der es geschafft hat, in einem Oktavia Kombi ein Schlagzeug, eine Gesangs- und Lichtanlage sowie eine 5-köpfige Familie unterzubringen), sein 12 jähriger Sohn an den Drums, die bezaubernde Dalia aus Rom (die eigentlich Bossanova singt) und meine Wenigkeit an der Gitarre (letzter Auftritt vor >2 Leuten liegt ca. ein Jahrzehnt zurück).  Schließlich taucht der Wirt doch noch aus der Versenkung auf, und nach der ersten und insgesamt einzigen Probe während des Aufbaus kommt langsam ein „Kriegen wir schon hin“ Gefühl auf.

Auf dem Weg zum GrillGegen Abend füllt sich die Hütte schnell, und der Zapfhahn steht nur selten still – nicht umsonst befinden wir uns am Ende der Pichlstraße. Das internationale Publikum erweist sich schon beim ersten Set als großartig und geht selbst bei Schnarchnummern wie „Loosing my Religion“ mit zig Verspielern ordentlich mit. Zwischendurch sorgt der lustige Lucknerwirt mit Apres Ski Hits für Stimmung, für die man ja normal nur tiefste Verachtung übrig hat, die aber in dieser urigen Hütte einfach passen wie Kitschkuh auf Fane-Alm. Sehr positiv auch, dass die meisten ihre Kids nicht nur mitgebracht haben, sondern auch die Schlafenszeit äußerst großzügig auslegen, und so ist die Hütte auch um Mitternacht mit Jung und Alt noch gut gefüllt. Am verkaterten Morgen bleibt die Erinnerung an einen sicherlich unvergesslichen 40. Geburtstag inmitten der Südtiroler Bergwelt, und jeder der Anwesenden, der dieses (im übrigen völlig überschätzte) Lebensereignis noch vor sich hat, wird sich sicher schwer tun, diesen Event zu toppen. Jawohl!

Der Dienstag ist nicht nur verkatert, sondern auch erneut verregnet, aber nach 2 Stunden Gammelei besinnen wir uns auf die abgedroschene Outdoorfloskel mit dem schlechten Wetter und der schlechten Kleidung und tingeln einfach los zur Talstation der Gondel aufs Valler Jöchl! Nach einer „kleinen“ Stärkung (Leberknödelsuppe mit tennisballgroßen Knödeln) und einer kurzen Auffahrt, kommt dann mit den Lebensgeistern auch glatt vereinzelt die Sonne zurück. Die anschließende Wanderung zur heute völlig vereinsamten Linderalm ist selbst in angeschlagenem Zustand noch gut zu bewältigen, mehr ist dann aber auch defintiv nicht drin.
DSC06950_ontheriverNach diesem nicht gerade adrenalinreichen Tag soll es am Mittwoch mal richtig zur Sache gehen. Wir fahren ins 45 Minuten entfernte Sterzing, dass neben einer durchaus sehenswerten Altstadt auch die Tiger GmbH beherbergt . Hierbei handelt es sich um den lokalen Platzhirsch in Sachen Rafting auf dem Eisack, der hier von menschlichen Eingriffen weitgehend unbehelligt durch die Bergwelt plätschert, wobei der Schwierigkeitsgrad praktischerweise linear mit dem Flusslauf steigt. Eigentlich wollten wir bei Stufe 2 aussteigen, aber dank Macho-Effekt kommt dann doch eine 3 raus (übersetzt „sehr sportlich, später Stromschnellen mit höheren Schwierigkeitsgraden“). Nachdem sich alle in Neopren geworfen haben und die Trockenübung gemeistert haben, gehts endlich los in maßgeschneiderten Schlauchbooten mit Zehnerbesetzung. Anfangs ist die Fahrt in der Tat eher entspannend, aber die Guides sorgen trotzdem dafür, dass keiner trocken bleibt: Mitten in einer Flussbiegung heißt es alle Mann an Land, und dann müssen wir uns ohne Boot von der Strömung in die nächste Buch treiben lassen. Und die Strömung hat es wirklich bereits im oberen Verlauf in sich, nicht wenige müssen sich das Rettungsseil schnappen, um das rettende Ufer zu erreichen. Auch eine gute Möglichkeit des Veranstalters, etwaige Nichtschwimmer rechtzeitig zu entlarven 🙂
Nach dem zweiten Ausstieg sind nur noch unsere beiden Boote übrig, und die finale Etappe wirbelt uns dann wie erwartet ordentlich durch. Das Paddeln scheint hier eher einen psychologischen Effekt zu haben, wir krachen auf Felsen, drehen uns in alle Richtungen, werden mehrfach überspült, folgen aber nach wie vor brav den knackigen Befehlen unseres Kommandanten und erreichen ohne Verluste und Kentern das Ziel! Mit Kleinbussen auf Plastikfolien werden wir dann nass und schlapp aber glücklich zurück nach Sterzing kutschiert, und eigentlich waren sich alle einig: Die Drei, die war ne gute Wahl!