Brückentag zwischen Belém und Castelo

IMG_0902_lisbruecke_pano_MININach unserer ersten Nacht in der Hauptstadt lacht doch glatt wieder die Sonne über Lissabon und lässt die dichte Baumdecke unserer Hotelstraße von oben wie eine grüne urbane Oase aussehen. Das Hotelfrühstück im fensterlosen -1. Stock lassen wir links liegen und setzen uns lieber raus in eine nahe gelegene Pastelaria, die vor allem von den Anwohnern frequentiert zu sein scheint, die hier primär in Ruhe ihren Espresso schlürfen und dazu Zeitung lesen, wahlweise mit Kippe oder Croissant. Lissabon ist zwar eine kleine Stadt, wie uns unser schlitzohriger Taxifahrer gestern während seiner schwer verständlichen (und sicherlich eingepreisten) Einführung verraten hat, aber damit der Tag nicht in Hektik ausartet, beschränken wir uns trotzdem grob auf zwei Zielgebiete:

Unser erster Stop führt uns mit dem Vorstadtzug nach Santa Maria de Belém am Tejo Ufer, an jenen Ort, an dem einst die großen portugiesischen Seefahrer aufbrachen, um für das kleine Land die große weite Welt zu erobern, und natürlich vollbeladen zurückzukehren. An diese glorreiche Zeit soll wohl auch das Denkmal Padrão dos Descobrimentos mit allerlei zementgewordenen Persönlichkeiten erinnern, allen voran Prinz Heinrich der Seefahrer aus Sagres, der uns später auf den Weg in den Süden noch einmal begegnen soll. Praktischerweise beherbergt das Denkmal auch einen Fahrstuhl zu einer schmalen Terasse, die eine ordentliche Aussicht auf Belém und die gigantische Brücke des 25. Aprils bietet (für Historiker: 25. April = Tag der Nelkenrevolution 1974).
Aber das eigentliche Schmuckstück des Viertels bleibt der Torre de Belém, ein imposant herausgeputzter und gewiss nicht zu Unrecht als Weltkulturerbe geadelter Wehrturm aus dem 16. Jahrhundert, der heute obendrei noch kostenfrei zu begehen ist, weil das eben Sonntags so ist. Die Wendelttreppe im Turm nach oben ist so eng, dass man sich ein ausgeklügeltes Ampelsystem ausgedacht hat, um Touristenkollisionen zu vermeiden, wenn einem das zu stressig ist, kann man auch einfach im anliegenden Restaurant bei (trotz Lage) halbwegs humanen Bier- und Café Preisen die Aussicht auf das Bauwerk geniessen.

Zurück zum Stadtkern nehmen wir die Straßenbahn Eléctrico 15, die in Belém noch relativ leer startet, aber an jeder Haltstelle gefühlt 25% ihres Fassungsvermögens zusteigen lässt, so dass wir es kaum erwarten können, die Sardinenbüchse am Cais do Sodré nach 10+ Stops endlich zu verlassen. Die legendäre Uralt-Tram #28, die uns in Lissabons ältesten Bezirk Alfama und somit in die Nähe unseres letzten Etappenziels Castelo de São Jorge bringen soll, ist zu dieser Stunde zum  Glück weniger stark frequentiert, und erarbeitet sich knarrend und schnaufend den Weg hoch zum Miradouro de Santa Luzia. Der hat allerdings schon bedeutend bessere Zeiten gesehen, und so gehts rasch weiter zu Fuß auf nur bedingt buggykompatiblem Kopfsteinpflaster hinauf auf Georgs Burg.

Hier gilt die „Sonntag is alles für lau“ Regel leider nicht, und so muss man erst einmal 7,50€ pro Nase für ein Ticket berappen, bevor man das alte Gemäuer betreten darf. Entschädigt wird man mit einem schmackhaften Lissabonpanorama, und wer nach einem Tag in der hügeligen Stadt immer noch Kraftreserven hat, findet auf dem weitläufigen Burggemäuern auch ausreichend Kraxelpotential. Nachdem sich die Sonne gebührend verabschiedet hat, ist auch für uns leider wieder die Zeit des Aufbruchs gekommen. Balkondinner besteht heute zur Abwechslung mal aus Wein und Wraps, vielleicht schaffen wir es ja morgen mal in ein richtiges Restaurant. Für unerwartete Aufregung sorgen dann zu später Stunde noch unsere Zimmernachbarn im sagen wir mal gehobenen Alter, die sich kaum bekleidet beim Rauchen auf dem Balkon ausgesperrt haben, woraufhin ich den etwas verschnarchten Nachtportier zu einer Rettungsaktion von innen überreden muss. Nachdem schließlich alle Türen wieder offen sind steht auf jeden Fall fest:

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