Sulawesi On The Road #1 – Von Makassar nach Bira

In den langen Corona-Jahren waren wir überwiegend in heimischen Gefilden und in Südeuropa unterwegs, und haben dabei auch ziemlich viele hübsche neue Ecken entdeckt (oder alte Ecken neu entdeckt). Aber 2023 sollte es dann doch endlich mal wieder nach Südostasien gehen. Volle vier Wochen haben wir in den Sommerferien frei geschaufelt, aber das Ziel Sulawesi ist auch nichts für Reisende mit wenig Zeit und Geduld.

„Sulawesi – wo liegt das denn überhaupt?“

… wurden wir im Vorfeld des Öfteren gefragt. Für die Antwort Indonesien gibt es schon mal den 1. Punkt (oder je nach Verfügbarkeit 1 Bintang), Wikipedia beschreibt die Lage mit „zwischen Borneo und Neuguinea“ recht akkurat, aber mit „über Bali und unter den Philippinen“ können dann die meisten etwas anfangen. Fest steht auf jeden Fall, dass die Insel auf der Karte ziemlich crazy aussieht, und dass sich auf ihr im direkten Vergleich zu Bali deutlich weniger Touristen auf wesentlich mehr Quadratkilometern bewegen. Aufs ins Abenteuer!

Der lange Weg nach Makassar

Angereist sind wir mit Emirates über Denpasar (Bali), weil es nach Makassar kaum internationale Flugverbindungen gibt. Aber es gibt natürlich Schlimmeres als 2 Tage Akklimatisierung in Sanur, vielleicht berichten wir ein anderes Mal darüber, wenn wir in den dunklen Herbsttagen nichts Besseres zu tun haben, als Reiseerinnerungen aufzubereiten. Von Denpasar kommt man auf jeden Fall gut nach Makassar, dem südlichen Eingangstor nach Sulawesi (Spoiler: Das äquivalente Tor im Norden ist Manado). Allerdings sollte man für indonesische Inlandsflüge auch immer reichlich Puffer einplanen, denn die werden im Vorfeld gerne mal verlegt (in unserem Falle 2x), und ein paar Stunden Verspätung sollten einen auch nicht aus der Ruhe bringen. Als wir in Makassar landen ist es demzufolge bereits tiefe Nacht, aber unser Fahrer Ramadhan Mangampa, auf den ich vor über 3 Jahren über eine Tripadvisor Empfehlung aufmerksam geworden bin, erwartet uns geduldig am Airport. Er soll uns die nächsten 2 Wochen quer durch Sulawesi begleiten. Eigentlich wäre ich gerne selbst gefahren, aber im Gegensatz zu Bali scheint das auf Sulawesi zwar nicht verboten, aber schlichtweg unüblich zu sein: Es gab es im Vorfeld kein ernstzunehmendes Mietwagenangebot, und das Angebot von Ramadhan war gut – also sind wir für die erste Halbzeit im Süden zu viert 🙂

Wir verbringen eine kurze Nacht im Swiss-Belhotel, was zwar relativ nobel klingt, aber bei Agoda & Co. ziemlich preiswert zu buchen war. In der „Ab 18“ Bar im obersten Stock ist sogar noch Action, die Szenerie ist allerdings eher skurril: Eine Band spielt in einem Glaskasten, drinnen ist Rauchen offenbar Pflicht, da genießen wir lieber draußen am verlassenen Pool die Aussicht auf die ruhige See!

Hello Mister, where are you from?

Am nächsten Morgen gönne ich mir noch Zeit für einen kurzen Ausflug, während Felix mit Maria den Pool checkt. Eigentlich wollte ich mir nur die alte Festung Fort Rotterdam anschauen, die praktischerweise direkt um die Ecke liegt. Aber der freundliche Herr auf der Motorrad Rikscha (Becak motor) wittert seine Chance, und bietet mir eine Fahrt zum alten Hafen Paotere Harbor an. „Must see, pay what you want“ – is‘ klar. Ich fahre trotzdem mit und muss zugeben, dass die Ecke wirklich interessant ist. Vielleicht nicht die typische Touristenattraktion, aber auf jeden Fall sind allgemeiner Trubel, hölzerne Bugis-Schiffe und alte Trucks ein Fest für jeden Hobbyknipser mit Faible für Authentisches! Pay what you want war natürlich am Ende doch mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen verknüpft, aber wir kamen uns in der Mitte entgegen – alles gut, die Becak Fahrer müssen ja auch irgendwie über die Runden kommen. Fort Rotterdam war dann überraschenderweise sogar gratis, ist nett anzusehen, konnte aber mit dem alten Hafen nicht mithalten.

Ramadhan holt uns pünktlich gegen Mittag ab, nach Bira am südlichen Ende des westlichsten Zipfels der Insel sind es gerade mal gut 200 km, aber trotzdem werden wir gut 6 Stunden unterwegs sein . Langweilig ist die Fahrt aber keineswegs, es gibt immer wieder hübsche Aussichten, und vor allem der Coconut Stop Pantai Ujung am Meer bleibt in lebhafter Erinnerung. Hier merken wir auch zum ersten Mal sehr deutlich, dass man als westliche Touristenfamilie auf Sulawesi durchaus als Exot durchgeht: Die Locals bitten häufig zum Portrait, wenn man erst mal eingewilligt hat, strömen stets neue Interessenten hinzu, und wer es eilig hat oder sich nicht gerne fotografieren lässt, wird es nicht leicht haben.

Reisfelder und eine rauschende Dusche

Eigentlich sind wir nur noch eine Stunde von unserem Ziel entfernt, aber unser versierter Fahrer hat noch ein Ass im Ärmel: Der Bissappu Wasserfall im Landesinneren wäre nur ein kurzer Umweg, und natürlich wollen wir da hin.

Im Juli ist eigentlich offiziell Trockenzeit auf Sulawesi, aber das Wetter interessiert sich dafür natürlich nicht, und schon auf Bali hatten wir ziemlich viel Regen abbekommen. Was dann wiederum den Vorteil hat, das alles schön grün ist, und so ein Wasserfallerlebnis bleibt natürlich auch nur in Erinnerung, wenn es ordentlich donnert und man bereits in der Ferne vom Wassernebel schön nass wird. Die Bissappu Fälle enttäuschen an diesem Tag auf jeden Fall nicht, auch die Reisfelder auf dem Weg nach oben sind nett anzusehen, da macht man nix verkehrt.

Kurz vor unserem Etappenziel „Bara Beach Bungalows“ in Bira hört die befestigte Straße dann auf, Ramadhan bringt uns die letzten rumpligen Meter souverän ans Ziel, um 6 wird es wie überall in Äquatornähe ziemlich schnell ziemlich dunkel, und wir verabschieden uns mit der folgenden kleinen Bira Sneak Preview bis zum nächsten Beitrag …

🚆Rail statt Fly – Mit der Bahn von Essen nach Andalusien

„Geb‘ doch für Spaß mal Essen → Malaga bei bahn.de ein“

So oder so ähnlich ging es letztes Jahr im Spätsommer los mit dem Projekt „Bahnreisen durch Europa“. Andalusien war als Ziel für die kommenden Herbstferien quasi gesetzt: Im Oktober ist es im spanischen Süden immer noch schön warm, und wir hatten da auch noch diesen verführerischen Reiseführer auf Halde, der reichlich Lust auf diese Region gemacht hat. Die ersten Suchresultate waren zumindest nicht völlig ernüchternd: Überschaubare Kosten, ~28h Gesamtdauer, diverse Umstiege – kein Zuckerschlecken, aber machbar. Für eine Anreise mit dem Auto war die Distanz definitiv zu weit, und für einen Flug erschien die Bahnalternative erst einmal nicht abschreckend genug!

Grobe Routenplanung, Kategorie „Schiene“

Die folgende Planungsphase war geprägt von Nervenkitzel, gelegentlichem Frust, und dem ein oder anderen Glas Rotwein. Interrail kennen viele sicherlich nur aus verklärten alten Geschichten über abenteuerliche Europareisen in der Jugendzeit, aber die gibt es tatsächlich noch – inzwischen sogar in der digitalen Variante. Und auch wenn unser Ziel, zu Dritt möglichst schnell möglichst weit nach Süden zu kommen, nicht unbedingt dem klassischen Interrail Spirit entspricht, kann der Pass durchaus eine attraktive Alternative für rüstige Familien sein: Man bucht ein Paket (z.B. 4 Reisetage in einem Monat für aktuell 194€), kann die Tage der Nutzung dann beliebig disponieren (z.B. 2 für die Hin- und 2 für die Rückfahrt), und Kinder bis 11 zahlen keinen Pass. Die Zugreisen an diesen Tage sind dann im Prinzip … frei!

🪷 In der Ruhe liegt die Kraft

Im Prinzip? Natürlich gibt es das ein oder andere Häkchen: Wer nicht gerade die kostbaren Reisetage in Bummelzügen verbringen möchte, ist auf Schnellzüge angewiesen, und die sind in Europa oftmals aufpreis- und (im Gegensatz zur heimischen Bahn) auch reservierungspflichtig. Das treibt natürlich den Gesamtpreis in die Höhe, und die Beschaffung der Reservierungen birgt je nach Land und Anbieter auch so ihre Tücken: Abgesehen von Kontingenten kann man sie im besten Fall über das Interrail Portal einfach online dazu buchen, in anderen Fällen (z.B. Nachtzug ab Paris) organisiert Interrail zumindest das Ticket, das dann hoffentlich rechtzeitig mit der guten alten Post eintrudelt. Bei den flotten und somit sehr attraktiven spanischen Hochgeschwindigkeitszügen (AVE) muss man sich wiederum persönlich um die Reservierung kümmern, da man sie zumindest im Jahre 2022 nur mit Pass an spanischen Bahnhöfen erwerben konnte.

Interessierte Leser sollten an dieser Stelle allerdings auch nicht völlig die Motivation verlieren: Dieser Blogbeitrag würde nicht existieren, wenn am Ende nicht doch alles geklappt hätte, und um schon mal das grobe Fazit vorweg zunehmen: Wir würden die hier beschriebene Reise auf jeden Fall genau so wieder machen! Mehr Infos gibts im weiteren Reiseverlauf …

🍷Allons à Paris ….

Zumindest wenn man im Ruhrgebiet wohnt, hat man schon einmal von Thalys gehört. Die modernen Züge brettern in knapp 4h aus dem Westen in die Stadt der Liebe – in der Zeit schafft man es im Ferienstau auf der Autobahn gerade mal bis Belgien. Leider war durch den Ferienbeginn in NRW trotz frühzeitiger Buchung das Interrail Kontingent schon ausgeschöpft, und wir mussten auf eigene Kosten auf die 1. Klasse ausweichen. Nun ja, immerhin geht’s komfortabel auf die erste Etappe, Felix freut sich über gutes Internet, und wir freuen uns, dass wir jetzt nicht auf der vollen Autobahn stehen bzw. in engen Flieger sitzen.

Crashkurs Bahnfahren in Frankreich: Bahnhof heißt auf französische Gare, davon gibt es in Paris gleich vier große (de l’Est, du Nord, de Lyon, d’Austerlitz), fast alle Fernstrecken führen irgendwie durch Paris durch, und man kommt eigentlich nie an dem Bahnhof an, von dem der Anschlusszug weiter geht. Wir kommen heute im Norden an, und müssen zum Gare Austerlitz, was mit der Pariser Metro relativ schnell geht (trotzdem unbedingt Puffer einplanen). Die Wartezeit reicht immerhin für einen nächtlichen Bummel über die Seine, ganz in der Ferne lugt sogar der Eiffelturm in den Nachthimmel.

Der Nachtzug 3737 rollt um kurz vor 22:00 los und soll am nächsten Morgen um halb 9 in Perpignan ankommen. Viele wollen mit und bilden brav eine Schlange, alles wirkt gelassen, was gewiss auch der Reservierungspflicht geschuldet ist. Die Schlafabteile lassen mit 3 Betten auf jeder Seite natürlich nur einen schmalen Gang in der Mitte zu, wir teilen uns das Abteil mit 2 wandernden Damen, die letzte Koje bleibt frei. Wenn man sich erstmal mit den eingeschränkten Platzverhältnissen engagiert und vielleicht noch einen Gute-Nacht-Drink im Gepäck hat, stellt sich durchaus ein Gefühl der Gemütlichkeit ein, während der Zug durch die laue Herbstnacht in Richtung spanischer Grenze tuckert.

🥐 Dem frühen Vogel winkt ein petit-déjeuner in Perpignan

Am nächsten Morgen empfängt uns eine beeindruckende Szenerie: Die Sonne kann noch nicht lange aufgegangen sein, und südlich von Narbonne führen die Schienen direkt an einer lagunenartigen Landschaft vorbei, und dann stehen da auch noch echte Flamingos im Wasser. Die Szene könnte man sich auch gut als kitschige Wandmalerei in einem China Restaurant vorstellen. Wenig später legen wir in Perpignan an, für die Etappe nach Barcelona über die spanische Grenze ist noch ein Zugwechsel angesagt.

Gut 2 1/2 Stunden haben wir Aufenthalt. Das reicht locker für ein reichhaltiges petit-déjeuner beim Bäcker und einen Besuch auf dem Markt. Perpignan ist eine herrliche alte Stadt, sie war sogar im 13. Jahrhundert mal Teil des Königreichs Mallorca, von dem ich vorher auch noch nie gehört hatte (Jürgen Drews lassen wir. an dieser Stelle mal außen vor). Es sind solche Abstecher, bei denen das Reisen auf Schienen klar punkten kann: Natürlich braucht man mehr Zeit, aber wir wären sonst auch nie durch diese putzige Stadt gebummelt, und mussten dafür noch nicht einmal einen Parkplatz suchen.

🐉 Barcelona-Sants: 2 San Miguels, ein Drachen aus Eisen und eine ziemlich lange Schlange

Der Grenzübertritt und die Weiterfahrt in die katalanische Metropole verläuft unspektakulär, auch hier haben wir 3h Puffer. Aber da war doch noch ein Stolperstein? Richtig, die verbindliche Reservierung für den Schnellzug, die wir auf heimischen Boden nicht organisieren konnten. Immerhin konnten wir über die RENFE Hotline herausfinden, dass die Züge in der Regel nie ausgebucht sind, und man somit auch kurzfristig eigentlich immer gute Chancen auf eine Reservierung hat. Barcelona-Sants ist natürlich kein Provinzbahnhof, es herrscht reger Betrieb, aber immerhin hat man mein Warteticket System. Der Abstand zwischen unserer und der aktuellen Nummer lässt schon vermuten, dass es wohl etwas länger dauern wird. Ich checke mit Felix den Parc de l’Espanya Industrial um die Ecke aus, der viel hübscher ist, als der Name vermuten lässt – vor allem der begehbare Drac de Ferro hat es uns angetan. Schließlich sind wir endlich „am Zug“ (hoho), der Herr am Schalter ist überaus freundlich und kooperativ, was leider nicht für seinen Drucker gilt. Wir bekommen am Ende aber trotzdem rechtzeitig die begehrte Reservierung, und nutzen die Chance, auch gleich die komplette Rückfahrt klar zu machen!

💨 Mit 300 km/h nach Malaga

Mit dem 🚄 AVE – 03992 geht es dann endlich mit Vollgas zur Endstation Malaga Maria Zambrano! Für uns war das der schönste Teil der Anreise: Der Zug ist nicht voll, wir haben ausreichend Platz an unserem Tisch, es gibt WLAN, und übers Online Portal kann man sogar wie im Flieger ein paar Blockbuster anschauen. Die Café bzw. Cerveza Preise im Bordbistro sind fair, hier kann auch gut die vorbei rauschende Landschaft bewundern, die sich viel grüner als erwartet präsentiert!

Die Digitalanzeige schwankt tatsächlich um Tempo 300, und hält dieses Tempo auch über längere Zeiten, denn in Spanien flitzen die AVEs exklusiv auf eigenen Schienen, und müssen sie z.B. nicht mit dem Regionalexpress nach Alcazar de San Juan teilen. Um Madrid macht unser Zugteil einen Bogen, und wir kommen Abends relativ pünktlich in Malaga an. Als Übernachtungsort haben wir das Hostal Tilos in Bahnhofsnähe ausgesucht, trotz später Stunde wollen wir unbedingt noch etwas Essen, und zumindest einmal kurz das Mittelmeer sehen, das uns nach +2 Monaten sicher schon vermisst hat. Aber wir sind hier schließlich am südlichsten Zipfel Spaniens, wo es auch nach Mitternacht noch reichlich Locations für Tapas  gibt (z.b. bei El Hormiguero), und wo man auch garantiert nicht schief angeschaut wird, wenn man um diese Zeit noch mit 10jährigen Kindern unterwegs ist. Wir sind am Ziel und hochzufrieden darüber, dass eigentlich alles nach Plan verlaufen ist!

Rückreise im Schnelldurchlauf

Kurz vorgespult: Unsere Andalusien Reise endet nach 2 Wochen in der unbedingt besuchenswerten Stadt Sevilla, die praktischerweise auch an das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen ist.

Wie auf dem Hinweg nach Malaga sind es nur ca. 6h bis Barcelona (stolze 830 km Luftlinie entfernt!), wo wir eine Nacht verbringen, was zwar nicht gerade günstig ist, uns aber immerhin noch einen Abstecher zu den berühmten Ramblas bei Nacht beschert. Am nächsten Morgen geht’s dann relativ direkt weiter nach Paris, gefolgt von einem kurzen Mittagessen in einem Café am Gare du Nord – ein Glas Vin Rouge darf natürlich nicht fehlen. Noch am gleichen Abend kommen wir in Essen an, was schon ziemlich beeindruckend ist: Frühstück in Barcelona, Dinner im Ruhrgebiet (oder umgekehrt), und das komplett mit der Bahn bei nur 1 x umsteigen: Es ist durchaus möglich!

❓Nach Andalusien mit der Bahn – soll ich oder soll ich nicht?

Tja, diese Frage muss natürlich jeder für sich beantworten, aber vielleicht hilft euch ja unsere völlig subjektive „Soll ich oder soll ich nicht?“ Bewertungs-Matrix bei der Entscheidungsfindung. Wir können es insgesamt auf jeden Fall weiterempfehlen und hoffen, dass sich in Sachen Buchungskomfort und Hochgeschwindigkeitsstrecken in Europa in den nächsten Jahren noch deutlich mehr tut!

Auto (Mittelklasse)Flieger (Eco)Bahn (Interrail)
📚Planungs- AufwandModeratEasy Moderat bis anspruchsvoll
🔥Prima fürs Klima?Eher nicht, wenn. man nicht gerade vollelektrisch unterwegs ist.Echt schlecht Besser geht’s eigentlich nur mit dem Rad
⏰ GesamtdauerZu lange, selbst für Kilometer-fresserLeider kaum zu schlagenLange (>28h), trotzdem besser als Auto
💰 Nicht schön-gerechnete KostenTendenziell hoch, Sprit in der Regel teurer als in DE, Maut nicht vergessenBillig bei zeitiger Buchung, muss man leider zugeben. Eher teuer, zumindest mit Schnellzügen. Viele Kinder <12 zahlen sich aber aus 🙂
💺 Raumgefühl, BewegungsradiusEher beengtDefinitiv beengtGut, auch dank dem Bordbistro
☕ Erlebnisfaktor unterwegsGeht so, mit Stresspotential (Parken etc.)Ganz schlechtEcht super durch flexible Routenplanung
timafe Entscheidungsmatrix Anreise Andalusien

Darf es zu guter Letzt auch etwas weiter weg sein?
Hier noch zwei Appetitartikel zum Bahnreisen in Thailand:

Grenzerfahrungen #7 – von Igoumenitsa über Qafë Botë an die albanische Riviera

Herzlich willkommen!

Es ist tatsächlich schon ziemlich lange her, dass wir auf unseren Reisen wirklich neue Grenzen überschritten haben. Durch Corona hat sich der Radius seit 2020 auf Europa beschränkt, und da sind wir zumindest im Mittelmeerraum schon ordentlich rumgekommen. Zwischen Dubrovnik und Igoumenitsa klaffte aber noch eine ziemlich große Lücke, und dort breitet sich vor allem Albanien aus – jenes geheimnisvolle Balkanland mit den kuriosen Städtenamen, das in den letzten Jahren zwar von Lonely Planet und Co. kräftig gehyped wurde, aber auch 2022 immer noch als Exot durchgeht. Eigentlich wollen wir ja mit unserem betagten Astra „nur“ 1 Monat quer durch Griechenland touren, aber unser erste Station Sivota liegt gerade mal 50km von der albanischen Grenze entfernt, ein Tagestrip ist also quasi Pflicht!

Auf zu neuen Ufern!

Die nächste Landgrenze nördlich von Igoumenitsa ist Mavromati/Qafë Botë (da waren sie wieder, die kuriosen Städtenamen), der Andrang hält sich in beiden Richtungen in Grenzen. Die Ausreise aus Griechenland ist problemlos, die Einreise etwas langwieriger, und natürlich sollte man die üblichen Papiere (Personalausweis, Fahrzeugschein) am Start haben. Wir sind alle doch ein bisschen aufgeregt, Erinnerungen an Grenzübertritte in Südostasien werden wach, bei denen man sich immer nie so ganz sicher war, ob man wirklich alles klappen wird.

Aber es läuft alles nach Plan, und wenig später rollen wir auf der SH97 in Richtung Norden. Felix ist etwas flau, also machen wir erst einmal Halt in Mursi, einem kleinen Dorf an einem mittelgroßen See. Das Preisniveau ist deutlich niedriger als in Griechenland, eine Runde Softdrinks plus Espresso gehen für wenige € über den Tisch. Albanische Leks haben wir übrigens keine getauscht, der Euro wird auch hier gerne gesehen. Ausländische Touristen natürlich auch, und die sind zumindest in dieser Ecke offenbar eher selten: Die Chefin des Cafés posiert am Ende erfreut mit uns für die obligatorischen Handy Bilder.

🐮 Wilder Ritt durchs Happy Cow Valley

Unser erstes richtiges Ziel ist die Strandkneipe Kalivoj an einem großen Binnensee, die ich zufällig bei Google Maps entdeckt habe. Ein Nutzer schreibt „Abenteuerliche Straße aber lohnt sich“, und das trifft es ganz gut. Die Piste ist nicht befestigt, die frei herumlaufenden Kühe zum Glück freundlich gestimmt, und wer keinen Jeep dabei hat, sollte sich mit dem Gas zurückhalten. Dafür ist es dort wirklich super gemütlich, gerne würde ich hier ein ganzes Elbar (lokale Biermarke) zischen, aber in Albanien herrschen strenge 0,1 Promille, und das reicht rein rechnerisch gerade mal für einen tiefen Schluck, auch wenn die Locals hier offenbar andere Maßstäbe zugrunde legen.

Apropos Fortbewegung – im Wesentlichen begegneten uns 4 Kategorien: Fahrrad (sportlicher Touri), Pferd (relaxter Local), Moped (relaxte Familie, 1-4 Personen, immer ohne Helm) und natürlich der allgegenwärtige Mercedes (Modell 90er Jahre oder älter, optisch leicht runtergekommen, gerne auch als Kombi). Albanien scheint das Land zu sein, in den all die alten Mercedesse ihren 2. Frühling erleben, wenn sie hierzulande in den Ruhestand geschickt werden.

Wir machen es uns auf jeden Fall erst einmal gemütlich, der Tag ist heiß, das Wasser warm, und die Aussicht auf die umliegenden Berge großartig. Halbwegs erfrischt fahren wir in südwestlicher Richtung weiter zum Butrint Nationalpark, UNESCO Weltkulturerbe und das wohl bekannteste Highlight in dieser Region.

Fahr-Impressionen im Tal der glücklichen Kühe

🙏🏽Die Fähre ihres Vertrauens …

Lange müssen wir nicht fahren, bis wir die ersten Blicke auf den üppig bewaldeten Nationalpark erhaschen können. Allerdings ist dieser durch eine Meerenge vom südlichen Festland getrennt, über die eine eher abenteuerlich anmutende Holzfähre verkehrt. Ob die Kaskoversicherung hier einspringen würde? Zumindest kommt uns von der anderen Seite ein deutlich schwererer Jeep entgegen, und mangels Alternativen lassen wir uns auf den kurzen Ritt ein –  et hätt noch emmer joot jejange 😊

Butrint zählt auf jeden Fall zu Recht zu den Top Attraktionen des Landes, auch für Besucher die sonst alten Steinen nicht viel abgewinnen können. Das Gelände ist riesig und unglaublich abwechslungsreich, und alleine das alte römische Amphitheater (das sich sehr gut gehalten hat) ist den Eintritt wert. Da man den Ausflug auch von Korfu aus buchen kann, ist es sicherlich nicht immer so leer wie bei uns. Hier fängt der späte Vogel den Wurm, auch wenn er dafür in Eigenregie anreisen muss.

Where’s the beach?

Genug Kultur, schließlich ist die albanische Riviera ja auch nicht zuletzt für ihre schicken Sandstrände bekannt. Die Touristen-hochburg Ksamil lassen wir links liegen, uns zieht es zum Pulëbardha Beach in Richtung Saranda, über den ein gewisser Dirk auf Google rezensiert „Die Bucht ist einfach natürlich und wunderschön, der Abstand zwischen den Liegen großzügig , das Meer türkisblau mit Felsen, von denen gerne manche Jungs sich ins Meer werfen (…)“

Klingt gut, also nix wie hin zum „Dirk Beach“. Das die letzten Kilometer nicht asphaltiert sind, kann uns zu diesem Zeitpunkt nicht mehr abschrecken, ebensowenig die dunkle Spur in der Mitte der Piste, die wohl von einer in Mitleidenschaft gezogenen Ölwanne zeugt. Als wir nach 1km Fußmarsch den Strand von oben erblicken, macht sich erst einmal Ernüchterung breit: Das Meer ist zwar wirklich unverschämt türkis, aber der Strand ist schon sehr dicht mit Schirmen zugepflastert, und auch das Techno-Gewummer im vorderen Bereich ist mindestens mal Geschmackssache. Aber so schnell lassen wir uns nicht entmutigen: Am hinteren Ende lässt die Schirmdichte deutlich nach, ein Felsen im Meer lädt zum Klettern ein, und trotz Wellen traut sich auch Felix in die Fluten (Vorsicht ist allerdings geboten, auf keinen Fall zu weit rausschwimmen). Ein kühles geteiltes Birra Korça rundet das Gesamterlebnis ab, gerne wären wir auch noch beim freundlichen Kellner im Restaurant Pulbardha mit der schicken Aussicht eingekehrt, aber wir wollen ja noch vor Grenzschließung um 22 Uhr nach Griechenland zurück.

Noch vor den Toren vor Saranda (ebenfalls ein beliebten Badeort in der Gegend) biegen wir auf die SH98 ab, und treten somit langsam die Rückreise an. Auf der Straße herrscht kaum Verkehr, sieht man mal von der entspannten Ziegenherde ab. Während in der Ferne der See mit der Strandbar von heute Mittag vorbei zieht, verabschiedet sich die Sonne so langsam über der Adria und beschert uns noch ein paar hübsche Fotos, die mit diesem Blogartikel endlich mal angemessen gewürdigt werden. Die Restgeld-Leks investieren wir kurz vor der Grenze in albanisches Dosenbier (wo gibt’s das schon?), die Wiedereinreise nach Griechenland verläuft problemlos, und als wir nach Sivota zurück kehren ist es längt stockdunkel. Uff, war ein ziemlich langer Tag, aber jeder Kilometer hat sich gelohnt, und Albanien hat uns hoffentlich nicht zum letzten Mal gesehen!

Routenplaner

Hier gibt’s noch mehr Grenzerfahrungen

Bowl of the Day: Mr. Miyagi meets Teriyaki Pulled Pilz

Auch wenn Bowl eigentlich einfach nur Schüssel heißt, sind Food Bowls zur Zeit schwer angesagt, und inspirieren  hippe Lokale wie gelangweilte Hobby-Köche zu originellen Kreationen. Auch bei unserer Essener Lieblings-Salatbude Pottsalat gibts zum Beispiel den „Mr. Miyagi 🥗  Bowl“, der bei diesem Gericht zu mindestens 50% Pate stand. Lachs hatten wir allerdings diese Woche schon, und hier kommen dann die Kitchengirls ins Spiel, deren Rezept für „Pulled Mushroom Sandwich“ neulich beim heimischen Dinner ganz gut ankam. Genug geplaudert, jetzt ab in die Küche:
 
Die Reisnudeln nicht kochen, sondern nur in warmem bis heißem Wasser einweichen. Wie lange und wie heiß hängt von der Nudel ab, da sie nicht nochmal gebrutzelt werden, sollten sie halt einfach „fertig“ schmecken. Kalte Dusche danach nicht vergessen, um die Stärke loszuwerden, sonst hat man nachher einen Reisnudelklumpen und genervte Gesichter beim Essen.
 
Für satte Grüntöne kam noch ein stattlicher Brokkoli in die Schüssel. Kurz blanchieren (max 4 Minuten, ich spendiere meistens noch etwas Brühe im Kochwasser), auch danach kalt abduschen. Mit dem Kochwasser kann man noch gut die Edamame (jap. 枝豆) übergießen, die gibts nämlich hierzulande meist nur im Tiefkühlregal beim Asia Laden. Und nein, die Sojabohnen haben nix mit Käse zu tun, auch wenn mich der Name zunächst auch getäuscht hat. Nicht zulange im heißen Wasser lassen, sonst werden sie pampig.

🍄 Darfs noch ein Pilzken sein? 

Widmen wir uns der Hauptzutat: Pulled Pilz! Seit ich sie zum ersten Mal auf dem Frohnhauser Markt entdeckt habe, sind Kräuterseitlinge zur Zeit mein Favorit in Sachen Pilz. Nicht ganz billig, aber lecker und vielseitig verwendbar. So kann man sie zum Beispiel mit dem Julienne-Hobel in Streifen schneiden und dann  marinieren, in diesem Fall mit Teriyaki Sauce vom Platzhirsch Kikkoman (echte KüchenheldInnen machen sie natürlich selbst). Für mindestens 30 Minuten ab in den Kühlschrank, dann im Wok schön heiß anbrutzeln, zum Beispiel mit Raps- und Sesamöl, und etwas frischem Knoblauch.
 
Irgendwie fehlt jetzt noch etwas Farbe im Bowl, da kommt eine knackige Möhre gerade recht. Auch hier kommt bei mir der Julienne-Hobel zum Einsatz, im Netz findet man aber auch noch mindestens 10 alternative Schneidetechniken. Frühlingszwiebeln und Gurkenscheiben runden das Gesamtbild ab.  
 
Fehlt natürlich noch ein passendes Dressing! Hier kann man natürlich seiner Phantasie freien Lauf lassen, aber aus meiner Sicht muss es bei den Zutaten mindestes eine deutliche Asia Schlagseite haben. Bei mir kamen daher Sojasauce, Limettensaft, Reisessig, Sesamöl, Frühlingszwiebeln und Ingwer in die Schüssel, wie immer mit willkürlichen Mengenverhältnissen. Rote Chilis gehören auf jeden Fall auch mit rein, da hängt es natürlich von den Vorlieben der Mitesser ab, ob ihr die gleich mit reinschnibbelt und ordentlich durchziehen lasst, oder separat reicht.
 
Jetzt richtet man das alles noch hübsch an, angefangen mit einem Bett aus Reisnudeln, in die Mitte ein Berg (noch warme) Pilze, und rundherum platziert man die anderen Zutaten. Dann schnell ein Bild für Facebook, Instagram, den eigenen Blog, oder einfach nur fürs Familienalbum gemacht. Und ab auf den Tisch, gut durchmischen, und genießen. Dazu Dazu passt Weißwein, Bier, Fassbrause, oder ein hippes Mischgetränk. Wohl bekomm’s!   
 

⏩ Zubereitung im Schnelldurchlauf

 

💡 Inspirationen

🧑‍🍳  Mehr Leckere Rezepte mit Bildern aus aller Welt gibts im TiMaFe Food Corner !

Marina di Alberese – das Schweigen der Maremma

Die Toskana erfreut sich ja nicht nur in Zeiten eingeschränkter Reisemöglichkeiten großer Beliebtheit bei den europäischen Nachbarn. Die Bilder von geschwungenen Hügellandschaften mit Zypressen- und Pinienhainen im Morgennebel versetzen jeden Hobbyknipser in Verzückung, und auch die vorzügliche Küche lässt keinen kalt. Aber wir verzichten heute mal ganz frech auf Bilder von  Hügellandschaften oder leckerem Essen, sondern entführen euch in den eher unberührten Süden der Toskana, wo sich der Maremma Nationalpark auf einer Fläche von 10.000 Hektar erstreckt.  Bedenkt man, dass ein Hektar ungefähr so groß ist wie ein etwas zu klein geratenes Fussballfeld, ist das schon ziemlich groß. Trotzdem scheint der Park zumindest bei international Touristen eher unbekannt zu sein.

Wer Teile des Parks erwandern will, muss zuerst im Visitor Center des Nationalparks im kleinen Ort Alberese ein Ticket erwerben. Je nach geplanter Tour und Sprachkenntnissen werden einem verschiedene Konstellationen und Preismodelle vorgestellt, am besten macht man sich schon vorher auf der Homepage schlau und bricht zeitig auf. Letzteres ist uns natürlich mal wieder nicht gelungen, daher beschränken wir uns auf einen eher überschaubaren Marsch: vom Strandparkplatz zur Mündung des Flusses Ombrone ins Mittelmeer, und von dort durchs Landesinnere zur Spiaggia di Collelungo. Das schafft man locker in einem halben Tag, viel Zeit zum Sonnenbaden bleibt dabei allerdings nicht.  Auf halber Strecke zur Marina die Alberese  muss man zunächst eine High-tech Schranke passieren, die das Kennzeichen mit einer Kamera erfasst. Gezahlt wird beim Rausfahren am Automaten. Unser Vertrauen hält sich in Grenzen – ob uns die schlaue Schranke nachher auch wirklich wieder rauslässt?

Der Marsch zum Nordende des Strandes ist ganz nett, wer die Augen offen hält erspäht auf jeden Fall den ein oder anderen Vogel. Wir konnten uns auch an einigen Exemplaren der rechts abgebildeten Ruineneidechse (Podarcis Sicula) gar nicht satt sehen. Der Pfad zurück im Landesinneren war dann zunächst etwas dröge (weil asphaltiert und stur geradeaus), aber weiter südlich wird die Vegetation wieder spannender. Wir folgen den Schildern zum Torre Collelungo und landen schließlich wieder an einem Fluss, der uns zum Strand in eine dünenartige Landschaft zurückführt. Andere Wanderer sind heute (Ende Oktober) kaum unterwegs, in der Hochsaison ist hier sicher mehr los. Zeit für einen Snack, zum Schwimmen ist es leider heute zu stürmisch (welch willkommene Ausrede, denn ehrlich gesagt ist uns das Meer zu dieser Jahreszeit auch schlichtweg zu kalt :-))!

Gerne würden wir hier noch ein zwei Stündchen bleiben und Strand und Leere genießen, aber die Sonne senkt sich bereits am Horizont. Zudem sind wir uns auch nicht sicher, ob uns die schlaue Schranke nicht vielleicht doch die Ausfahrt verweigert, wenn wir unseren Aufenthalt überziehen. Positiv fällt übriges auf, dass wir auf den 3 km Strandmarsch zurück fast keinerlei Müll sichten – dafür liegt zur Freude von Felix überall angeschwemmtes Treibholz herum, aus denen andere Besucher improvisierte Behausungen gebaut haben. Zum Nachtisch gibt’s noch einen schönen Sonnenuntergang, wir erspähen eins der berühmten weißen Maremma Rinder (allerdings hinter einem Zaun und ohne Cowboys in Sicht), und die Schranke lässt uns tatsächlich ohne Murren wieder ausreisen. Ein herrlicher Tag – leider der letzte große Ausflug unseres spontanen Toskana 2020 Trips!

Zorro Rad Etappe #1 – von Rothenburg o.d.T zum Altmühlsee

Was bisher geschah: A wie Abenteuer, Z wie Zorro

Rothenburg ob der Tauber ist echt ein schönes Fleckchen, und an einem sonnigen Samstag Morgen kann man sich gewiss in normalen Zeiten vor Touristen kaum retten. Vor allem Asiaten erliegen gerne dem Mix aus Altstadt, Burg und grünem Flusstal. Da diese aber nach wie vor ausbleiben, kann man heute sogar in relativer Einsamkeit durch den Burggarten spazieren. Leider bleibt mir nicht all zuviel Zeit zur weiteren Erkundung, da die erste 80km Etappe noch vor mir liegt, und ich nicht schon wieder durch die Dunkelheit zuckeln will.

Und die hat es gleich mal in sich: Wer den Altmühltalraweg von der Quelle bis zur Mündung in die Donau bei Kehlheim beradeln will, muss erst einmale „hoch“ zum Hornauer Weier, und dabei eine stattliche Höhendifferenz überwinden. Hier machen sich meine rund 20kg Zuladung dann doch bemerkbar, der besinnliche Ku Fu Panda Soundrack fliegt schnell aus dem MP3 Player, und macht Platz für Rainbows „Long live Rock’n’Roll“. Die Scheibe ist zwar fast so alt wie ich, bringt einem aber auch im Jahre 2020 noch über jede Steigung. Die Altmühlquelle selbst wird durch einen Stein markiert, eine Runde fröhlicher Rentner macht Bildchen von sich und später auch von mir, man quatscht über weitere Pläne und Ziele wie man das halt im Urlaub so macht, und dann wirds wieder ruhig im Altmühltal. Der Radweg orientiert sich im oberen Verlauf übrigens eher an normalen Straßen und Wegen etwas abseits der noch winzigen Altmühl, es herrscht allerdings auch kaum Verkehrt: 80% sind an diesem Tag Traktoren, 10% rüstige Rentern, 10% übrige Verkehrsteilnehmer.

Vor Colmberg mache ich Rast an einer eindrucksvollen Eiche, in Colmberg spare ich mir den Aufstieg zur Burg (sowie einen Besuch das etwas deplatziert wirkenden Golfplatzes), in Leuterhausen strande ich schließlich in einem wirklich urigen Biergarten. Man merkt, dass man in Bayern ist, wenn das Bier spottbillig und nicht unter 0,5 ltr zu haben ist. Versacken ist trotzdem tabu, schließlich sind es noch knapp 40 km bis Gunzenhausen. Auf dem Feld macht man auch mit Zuladung gut Strecke, zuweilen fehlt mir allerdings etwas Abwechslung. Ab Herrieden (noch so ein Bilderbuchort) dreht die Altmühl dann aber ordentlich auf, und es folgen die ersten Vorboten des fränkisches Seenlands.

Der Altmühlsee ist eins der Highlights der Region, und weil es noch früh am Abend ist, drehe ich noch eine komplette Runde drum herum, bis ich schließlich beim Reiterhof Altmühlsee eintrudele. Eigentlich wollte ich mir eine etwas preiswertere Unterkunft suchen, aber die Gegend scheint heiß begehrt, vor allem an einem Samstag mit Kaiserwetter. Die Zimmer sind allerdings wirklich top und ihr Geld wert, mein Rad parkt sicher in der Nähe der Pferdeställe, und ich schlafe nach dem Essen sofort ein und vergesse dabei sogar das Gute- Nacht-Bier, dass ich auf dem Balkon geparkt habe. Morgen geht es weiter nach Eichstätt, wieder 80 km, hoffentlich wieder mit ordentlich Sonne und Rückenwind!

A wie Abenteuer, Z wie Zorro

Eigentlich sollte es ja für eine Woche mit dem Radl an die blaue Adria gehen. Mit dem Nachtzug nach Rijeka, dann 1 Woche über ein paar Inseln in der Kvarner Bucht hüpfen, und wieder heim. Nachdem auch der 2. Anlauf aufgrund von gestiegenen Infektionszahlen und Reisewarnungen buchstäblich ins Wasser gefallen ist, habe ich kurzfristig umdisponiert: Altmühl statt Adria,  anschließend immer schön am Ufer der Donau entlang, und als Fernziel Konstanz am schönen Bodensee, der aufgrund seiner Größe ja fast auch schon als Meer durchgeht. Da die Zickzackroute durch Bayern und Baden Württemberg einem Z gleich, war auch schnell ein Name gefunden: Die Zorro Route! 8x80km, Hin- und Rückweg soll die Bahn richten, so der optimistische Plan!

Bei herrlichstem Indian Summer Wetter bringen mich Maria und Felix an den Wuppertaler Hauptbahnhof, da von Essen aus im Moment keine Schnellzüge verkehren. Im Radabteil des ICs  nach Passau herrscht relaxte Stimmung. Fürs Velo wird zwar ein Ticket fällig, dafür ist der Stellplatz garantiert, so langsam erkennt auch die Bahn ihr Potential für Radreisende.

Lore-Ley-Ley lahme Züge ziehen vorbei

Der Zug nimmt die landschaftlich leckerere Streck am Westufer des Rheins entlang, es gibt also viele Burgen und Berge zu sehen, aber leider auch viel zu stehen: Aus den anfänglichen 5 Min Verspätung sind bei Mainz schon 30 geworden, meinen Anschluss in Würzburg werde ich wohl verpassen, vom Anschluss des Anschlusses ganz zu schweigen. Im weiteren Verlauf häufen sich die Stops, einmal gibt der tapfer über Lautsprecher kommentierende Schaffner gar zu, dass man nicht die geringste Ahnung hat, warum der Zug gerade eine Viertelstunde im Nirgendwo bei Hanau dösen muss. Immerhin komme ich spät Abends noch im Dörfchen Steinach an, die letzten 15 km bis Rothenburg muss ich dann wohl radeln, aber dafür bin ich schließlich unterwegs. Der Himmel über Bayern ist natürlich schon stockdunkel, aber dafür sternenklar.

Einquartiert habe ich mich in der kleinen Pension Birgit am Rande der Altstadt, mein Rad darf ebenfalls unten im Haus übernachten. Rothenburg soll ja ein echter Touri-Traum sein, um halb 11 sind jedoch schon sämtliche Bordsteine hochgeklappt. Im Eftelya habe ich Glück,  der Chef hat Erbarmen mit einem hungrigen Radler, wirft den Herd nochmal an, kredenzt einen riesigen Döner, und zum Nachtisch gibt es sogar noch Trauben und Tee mit Nelken. So sieht wahre Gastfreundschaft aus, auch 1000km südlich von Kroatien!

Nächste Etappe:  Von Rothenburg o.d.T nach Gunzenhausen

Mehr aus der Rubrik „Radeln auf Reisen“rareis

Ein Hauch von Hoi An im Ruhrgebiet

In Zeiten von #stayathome und damit einhergehend verstärktem Fernweh muss man sich die kulinarische Küche Südostasiens öfter mal ins Haus holen. Neulich hatten wir uns zum ersten Mal außerhalb Vietnams an Hoi An Pancakes versucht.  Gerolltes in Reispapier kennen die meisten sicher schon vom Vietnamesen um die Ecke, bei der etwas deftigeren Hoi An Version wird dazu noch ein Reismehlpfannkuchen mit eingewickelt, und üblicherweise landen Shrimps oder Schweinefleisch in der Füllung. Kurkuma sorgt dabei für eine schöne leuchtende Farbe,  frische Kräuter (in diesem Fall die heimische Minze) zieren das Endprodukt, und ein kleiner Napf Nuoc Cham darf natürlich auch nicht fehlen, denn das Dippen der Rollen gehört zum Ritual einfach dazu. Sieht dann am Ende des Tages in etwas so aus:

Wer jetzt Appetit bekommen hat, kann sich bei den folgenden Quellen inspirieren lassen, oder einfach drauflos brutzeln. Reismehl und Reispapier gibt es in jedem gut sortierten Asia Laden!

Kann ich bitte die Getränkekarte haben?

Am besten passt dazu natürlich das berühmte Bia Saigon, das es inzwischen übrigens in einem neuen und etwas hipperen Drachengewand gibt (im Bild die 2. Pulle von links, während sich die klassische Variante schüchtern zwischen Singha und Tiger versteckt). Aber wenn man schon mal den Aufwand betreibt, brutzelt man natürlich auch ein paar Kuchen mehr und lädt (natürlich im Rahmen der aktuellen Auflagen) noch noch 1-2 Gäste ein. Denn dann darf’s auch gerne eine bunte Auswahl aus asiatischem Gerstensäften sein. Im Endeffekt kam das Saigon Bier aber trotzdem am Besten an 🙂

Impressionen aus der heimischen Garküche …

Rückblick ins Jahr 2011

Dafür, dass wir die Pfannkuchen erst im Jahre 2020 zum ersten Mal zubereitet haben, kennen wir sie schon ganz schön lange. Im März 2011 haben wir das spannende Land zum ersten Mal bereist, und hatten damals bei der Red Bridge Cooking School einen Kochkurs belegt (nur Original mit roter Brücke davor) . Sieht rückblickend natürlich alles eine Spur authentischer aus, der versierte Koch hatte allerdings auch fleißig mit Hand angelegt, und letztlich ist ja auch nur eine Sache wichtig: Hauptsache, es schmeckt!

Mehr aus dem TiMaFe Vietnam Universum rum um Hoi An

→ Jäger des Verborgenen Strandes
→ Querbeet nach My Son
Food Corner (noch mehr Rezeptinspirationen)

 

Bukit Lawang und die Lagune am Landak

Auf dem Weg nach Bukit Lawang.

Nach einer Nacht in Banda Aceh wollen Felix und ich endlich in den legendären Dschungel Sumatras vordringen. Der Weg nach Bukit Lawang führt aber zunächst einmal  durch den Großstadtdschungel von Medan, abgesehen von vielen Staus bekommen wir von der Provinzhauptstadt jedoch nicht viel zu sehen. Eigentlich sind es heute nur ca. 125 Straßenkilometer, aber die ziehen sich gewaltig, da die Straße an vielen Stellen etwas Hege und Pflege vertragen könnte. Aber vielleicht  auch gut so, Bukit Lawang ist nämlich bei aller Popularität immer noch ein relativ überschaubarer wie sympathischer Ort geblieben, und so darf es auch gerne noch eine Weile bleiben. Der Fluss Bohorok rauscht heute relativ friedlich zu Tale, bei den Brücken hat man die Qual der Wahl, und wir verbringen zunächst eine Nacht im ruhigen Riverside Guesthouse, die wir leider auch bitter nötig haben: Felix‘ Knöchel ist immer noch angeschlagen, das Wunderöl aus Pulau Weh zeigt allerdings Wirkung.  Und bei mir hat sich leider  eine lästige Erkältung eingenistet, der ich heute Abend nur Unmengen an heißem Ingwertee entgegen zu setzen habe.

Damit sich die lange Anreise auch lohnt, wollen wir mindestens eine Nacht im Dschungel verbringen, und haben uns im Vorfeld natürlich auch schlau gemacht, wie und wo man sowas mit Kind am Besten organisiert. Dabei landete ich recht schnell bei Janine von Bukit Lawang Jungle Trekking, die mir nicht nur bei der Planung viel geholfen hat, sondern als „Landsfrau“ auch ausgezeichnet Deutsch spricht.
Am Tag des Aufbruchs sind wir beide auf jeden Fall deutlich fitter als am Vortag, und obwohl die Tour eigentlich als Gruppenpaket ausgelegt war, sind wir heute die einzigen Gäste und haben den agilen Guide gleich ganz für uns alleine. Wir verabschieden uns mit leichtem Gepäck aus der Zivilisation, die wir für die nächsten zwei Nächte zurücklassen werden:

Der erste Abstecher führt uns zu den Bat Caves, die zwar nicht weit vom Dorf entfernt sind, aber bereits von dichtem Dschungel umgeben sind. Spätestens hier macht sich festes Schuhwerk bezahlt, denn wer weiter in Höhlen vordringen will, sollte auch einigermaßen kraxelfest sein. Lohnt sich aber!

Die Halbtagesetappe endet an einer besonders malerische Stelle am Ufer des des Landak Flusses, an der sich eine Lagune aufgestaut hat. Am Wochenende halten die Einheimischen hier einen lokalen Markt ab, und wie es der Zufall so will, ist dies auch heute der Fall.  Für viele Familien scheint dies ein tagesfüllender Event zu sein: Im knietiefen Wasser werden Tisch-Garnituren aufgestellt, und je nach Alter und Geschlecht wird ausgiebig geschnackt, geshoppt und in der Lagune geplanscht. Vorbildlich: Plastikmüll ist zwar in Indonesien vielerorts ein großes Problem, der Markt scheint aber komplett auf nicht-organisches Verpackungsmaterial zu verzichten 👍!

Während es die Damen vor allem auf Felix abgesehen haben, scheine ich mich bei den männlichen Teenies als Selfie Buddy großer Beliebtheit zu erfreuen. Es gibt allerdings auch nicht sonderlich viele langnasige Touristen, die mir Konkurrenz machen könnten. Abends wird es dann abgesehen von gelegentlichen Tierlauten recht ruhig in der Lagune, die Tagesgäste verziehen sich,  dafür kommt der Regen, und zwar ziemlich stark. Aber heute haben wir zum Glück noch feste Mauern um uns herum, und die von den Jungle Trekkern organisierte Hütte direkt oberhalb der Lagune ist ist ein echtes Juwel. Morgen wird dann aber stilecht gecampt. Versprochen!

→ Was bisher geschah auf Sumatra

 

De Zoch kütt – mit der Bahn über Ayutthaya nach Chiang Mai

Zeitsprung:  Wir schreiben den 26. Februar 2017, stehen am Bahnhof von Ayutthaya, und dann ist da dieses Schild, das nach Chiang Mai zeigt. „Irgendwann sollten wir mal genau von hier aus mit dem Zug dort hin hin tuckern und uns gründlich umsehen“ denke ich mir noch so. Im Februar 2017  wurde es noch nix, denn die Weiterreise nach Yangon und von dort in den Süden Myanmars war bereits geplant (zum Bericht) , aber im Herbst 2019 sollte es dann schließlich soweit sein!

Erst einmal verbringen wir eine Nacht im wirklich putzigen Tamarind Guesthouse, das praktischerweise direkt gegenüber des zentralen Rama Public Parks liegt. Da dies schon unser dritter Besuch im Städtchen ist, und der Nachtzug aus Bangkok erst Abends hier hält, gibt es keinen Grund zur Eile. Wir können es uns sogar leisten, den berühmten eingewachsenen Buddha-Kopf im Banyan Tree des Wat Mahatat einfach mal nicht zu besichtigen, da er sich in den letzten Jahren gewiss nicht verändert hat, und es noch genügend andere spannende (und weniger überlaufene) Buddha Motive in der Gegend zu entdecken gibt. Wenn das mal nicht wahrer Luxus ist …

Mittags raffen wir uns dann doch zu einer Radtour auf. Die Drahtesel, die es für ein paar Baht um die Ecke zu leihen gibt, könnten zwar etwas Pflege und Liebe vertragen, aber für die überwiegend flache Umgebung reicht es. Das Zentrum von Ayutthaya würden wir übrigens für Thai Verhältnisse (und im Gegensatz zur Essener Innenstadt) als durchaus radfreundlich einstufen. Man braucht weder Guide noch sonderlich viel Mut, eine Navi App (oder eher klassisch eine gute Karte) und etwas Neugierde reichen völlig aus. Wir schauen uns erst einmal Wat Na Phra Men nördlich des Kanals an, eine Ecke, in die nicht viele Touristen vordringen. Dann geht’s zum gewaltigen liegenden Buddha von Wat Lokayasutharam, wo Felix noch mal kontrolliert, ob nach unserem letzten Besuch 2017 auch noch alle zehn Zehen vorhanden sind.

Zu guter Letzt schauen wir beim Wat Chai Watthanaram am südlichen Ufer des Chao Phrayas rein. Die Einheimischen haben sich zum großen Teil mächtig in Schale geworfen, und posieren vor den alten Mauern um die Wette. Offenbar erfreut sich das weitläufige Areal großer Beliebtheit, seit es Schauplatz der populären Thai Soap „Bhuppae Sunniwa (Love Destiny)“ war. Die Serie enthält angebliche Elemente aus Romantik, Comedy und Zeitreise (!) – wäre ich der Sprache mächtig, würde ich mit diesem neu gewonnenen Wissen glatt mal reinschauen 🙂

Mehr geht an einem Nachmittag auch nicht. Brücken über den Chao Phraya sind in dieser Ecke leider rar gesät, aber in etwa auf Höhe des Rama Parks finden wir einen freundlichen Fährmann, der uns mitsamt der Räder zurück an die Ufer der Altstadt schippert. In Bangkok hätten wir und das wahrscheinlich nicht getraut, aber hier ist der Fluss weitaus schmaler. Es bleibt Zeit für ein Abendessen im Malakor, dann gehts auch schon mit der Taxe zum Bahnhof. Der Zug aus dem Süden rollt natürlich mit Verspätung ein, aber zumindest funktioniert das Delay Board einwandfrei.  Die 1. Klasse ist zwar kein Raumwunder sondern sagen wir mal „sehr gemütlich“, aber es ist in unserer Doppel-Schlafkabine ist alles sauber und am nächsten Morgen kommen wir pünktlich am zentralen Bahnhof von Chiang Mai an. Unser Roadtrip Abenteuer im Norden kann beginnen!

Lust auf Ayutthaya bekommen? Dann schaut doch auch hier vorbei:

 

Woanders is auch schön!