Die Toskana erfreut sich ja nicht nur in Zeiten eingeschränkter Reisemöglichkeiten großer Beliebtheit bei den europäischen Nachbarn. Die Bilder von geschwungenen Hügellandschaften mit Zypressen- und Pinienhainen im Morgennebel versetzen jeden Hobbyknipser in Verzückung, und auch die vorzügliche Küche lässt keinen kalt. Aber wir verzichten heute mal ganz frech auf Bilder von Hügellandschaften oder leckerem Essen, sondern entführen euch in den eher unberührten Süden der Toskana, wo sich der Maremma Nationalpark auf einer Fläche von 10.000 Hektar erstreckt. Bedenkt man, dass ein Hektar ungefähr so groß ist wie ein etwas zu klein geratenes Fussballfeld, ist das schon ziemlich groß. Trotzdem scheint der Park zumindest bei international Touristen eher unbekannt zu sein.
Wer Teile des Parks erwandern will, muss zuerst im Visitor Center des Nationalparks im kleinen Ort Alberese ein Ticket erwerben. Je nach geplanter Tour und Sprachkenntnissen werden einem verschiedene Konstellationen und Preismodelle vorgestellt, am besten macht man sich schon vorher auf der Homepage schlau und bricht zeitig auf. Letzteres ist uns natürlich mal wieder nicht gelungen, daher beschränken wir uns auf einen eher überschaubaren Marsch: vom Strandparkplatz zur Mündung des Flusses Ombrone ins Mittelmeer, und von dort durchs Landesinnere zur Spiaggia di Collelungo. Das schafft man locker in einem halben Tag, viel Zeit zum Sonnenbaden bleibt dabei allerdings nicht. Auf halber Strecke zur Marina die Alberese muss man zunächst eine High-tech Schranke passieren, die das Kennzeichen mit einer Kamera erfasst. Gezahlt wird beim Rausfahren am Automaten. Unser Vertrauen hält sich in Grenzen – ob uns die schlaue Schranke nachher auch wirklich wieder rauslässt?
Der Marsch zum Nordende des Strandes ist ganz nett, wer die Augen offen hält erspäht auf jeden Fall den ein oder anderen Vogel. Wir konnten uns auch an einigen Exemplaren der rechts abgebildeten Ruineneidechse (Podarcis Sicula) gar nicht satt sehen. Der Pfad zurück im Landesinneren war dann zunächst etwas dröge (weil asphaltiert und stur geradeaus), aber weiter südlich wird die Vegetation wieder spannender. Wir folgen den Schildern zum Torre Collelungo und landen schließlich wieder an einem Fluss, der uns zum Strand in eine dünenartige Landschaft zurückführt. Andere Wanderer sind heute (Ende Oktober) kaum unterwegs, in der Hochsaison ist hier sicher mehr los. Zeit für einen Snack, zum Schwimmen ist es leider heute zu stürmisch (welch willkommene Ausrede, denn ehrlich gesagt ist uns das Meer zu dieser Jahreszeit auch schlichtweg zu kalt :-))!
Gerne würden wir hier noch ein zwei Stündchen bleiben und Strand und Leere genießen, aber die Sonne senkt sich bereits am Horizont. Zudem sind wir uns auch nicht sicher, ob uns die schlaue Schranke nicht vielleicht doch die Ausfahrt verweigert, wenn wir unseren Aufenthalt überziehen. Positiv fällt übriges auf, dass wir auf den 3 km Strandmarsch zurück fast keinerlei Müll sichten – dafür liegt zur Freude von Felix überall angeschwemmtes Treibholz herum, aus denen andere Besucher improvisierte Behausungen gebaut haben.
Zum Nachtisch gibt’s noch einen schönen Sonnenuntergang, wir erspähen eins der berühmten weißen Maremma Rinder (allerdings hinter einem Zaun und ohne Cowboys in Sicht), und die Schranke lässt uns tatsächlich ohne Murren wieder ausreisen. Ein herrlicher Tag – leider der letzte große Ausflug unseres spontanen Toskana 2020 Trips!