In den langen Corona-Jahren waren wir überwiegend in heimischen Gefilden und in Südeuropa unterwegs, und haben dabei auch ziemlich viele hübsche neue Ecken entdeckt (oder alte Ecken neu entdeckt). Aber 2023 sollte es dann doch endlich mal wieder nach Südostasien gehen. Volle vier Wochen haben wir in den Sommerferien frei geschaufelt, aber das Ziel Sulawesi ist auch nichts für Reisende mit wenig Zeit und Geduld.
„Sulawesi – wo liegt das denn überhaupt?“
… wurden wir im Vorfeld des Öfteren gefragt. Für die Antwort Indonesien gibt es schon mal den 1. Punkt (oder je nach Verfügbarkeit 1 Bintang), Wikipedia beschreibt die Lage mit „zwischen Borneo und Neuguinea“ recht akkurat, aber mit „über Bali und unter den Philippinen“ können dann die meisten etwas anfangen. Fest steht auf jeden Fall, dass die Insel auf der Karte ziemlich crazy aussieht, und dass sich auf ihr im direkten Vergleich zu Bali deutlich weniger Touristen auf wesentlich mehr Quadratkilometern bewegen. Aufs ins Abenteuer!
Der lange Weg nach Makassar
Angereist sind wir mit Emirates über Denpasar (Bali), weil es nach Makassar kaum internationale Flugverbindungen gibt. Aber es gibt natürlich Schlimmeres als 2 Tage Akklimatisierung in Sanur, vielleicht berichten wir ein anderes Mal darüber, wenn wir in den dunklen Herbsttagen nichts Besseres zu tun haben, als Reiseerinnerungen aufzubereiten. Von Denpasar kommt man auf jeden Fall gut nach Makassar, dem südlichen Eingangstor nach Sulawesi (Spoiler: Das äquivalente Tor im Norden ist Manado). Allerdings sollte man für indonesische Inlandsflüge auch immer reichlich Puffer einplanen, denn die werden im Vorfeld gerne mal verlegt (in unserem Falle 2x), und ein paar Stunden Verspätung sollten einen auch nicht aus der Ruhe bringen. Als wir in Makassar landen ist es demzufolge bereits tiefe Nacht, aber unser Fahrer Ramadhan Mangampa, auf den ich vor über 3 Jahren über eine Tripadvisor Empfehlung aufmerksam geworden bin, erwartet uns geduldig am Airport. Er soll uns die nächsten 2 Wochen quer durch Sulawesi begleiten. Eigentlich wäre ich gerne selbst gefahren, aber im Gegensatz zu Bali scheint das auf Sulawesi zwar nicht verboten, aber schlichtweg unüblich zu sein: Es gab es im Vorfeld kein ernstzunehmendes Mietwagenangebot, und das Angebot von Ramadhan war gut – also sind wir für die erste Halbzeit im Süden zu viert 🙂
Wir verbringen eine kurze Nacht im Swiss-Belhotel, was zwar relativ nobel klingt, aber bei Agoda & Co. ziemlich preiswert zu buchen war. In der „Ab 18“ Bar im obersten Stock ist sogar noch Action, die Szenerie ist allerdings eher skurril: Eine Band spielt in einem Glaskasten, drinnen ist Rauchen offenbar Pflicht, da genießen wir lieber draußen am verlassenen Pool die Aussicht auf die ruhige See!
Hello Mister, where are you from?
Am nächsten Morgen gönne ich mir noch Zeit für einen kurzen Ausflug, während Felix mit Maria den Pool checkt. Eigentlich wollte ich mir nur die alte Festung Fort Rotterdam anschauen, die praktischerweise direkt um die Ecke liegt. Aber der freundliche Herr auf der Motorrad Rikscha (Becak motor) wittert seine Chance, und bietet mir eine Fahrt zum alten Hafen Paotere Harbor an. „Must see, pay what you want“ – is‘ klar. Ich fahre trotzdem mit und muss zugeben, dass die Ecke wirklich interessant ist. Vielleicht nicht die typische Touristenattraktion, aber auf jeden Fall sind allgemeiner Trubel, hölzerne Bugis-Schiffe und alte Trucks ein Fest für jeden Hobbyknipser mit Faible für Authentisches! Pay what you want war natürlich am Ende doch mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen verknüpft, aber wir kamen uns in der Mitte entgegen – alles gut, die Becak Fahrer müssen ja auch irgendwie über die Runden kommen. Fort Rotterdam war dann überraschenderweise sogar gratis, ist nett anzusehen, konnte aber mit dem alten Hafen nicht mithalten.
Ramadhan holt uns pünktlich gegen Mittag ab, nach Bira am südlichen Ende des westlichsten Zipfels der Insel sind es gerade mal gut 200 km, aber trotzdem werden wir gut 6 Stunden unterwegs sein . Langweilig ist die Fahrt aber keineswegs, es gibt immer wieder hübsche Aussichten, und vor allem der Coconut Stop Pantai Ujung am Meer bleibt in lebhafter Erinnerung. Hier merken wir auch zum ersten Mal sehr deutlich, dass man als westliche Touristenfamilie auf Sulawesi durchaus als Exot durchgeht: Die Locals bitten häufig zum Portrait, wenn man erst mal eingewilligt hat, strömen stets neue Interessenten hinzu, und wer es eilig hat oder sich nicht gerne fotografieren lässt, wird es nicht leicht haben.
Reisfelder und eine rauschende Dusche
Eigentlich sind wir nur noch eine Stunde von unserem Ziel entfernt, aber unser versierter Fahrer hat noch ein Ass im Ärmel: Der Bissappu Wasserfall im Landesinneren wäre nur ein kurzer Umweg, und natürlich wollen wir da hin.
Im Juli ist eigentlich offiziell Trockenzeit auf Sulawesi, aber das Wetter interessiert sich dafür natürlich nicht, und schon auf Bali hatten wir ziemlich viel Regen abbekommen. Was dann wiederum den Vorteil hat, das alles schön grün ist, und so ein Wasserfallerlebnis bleibt natürlich auch nur in Erinnerung, wenn es ordentlich donnert und man bereits in der Ferne vom Wassernebel schön nass wird. Die Bissappu Fälle enttäuschen an diesem Tag auf jeden Fall nicht, auch die Reisfelder auf dem Weg nach oben sind nett anzusehen, da macht man nix verkehrt.
Kurz vor unserem Etappenziel „Bara Beach Bungalows“ in Bira hört die befestigte Straße dann auf, Ramadhan bringt uns die letzten rumpligen Meter souverän ans Ziel, um 6 wird es wie überall in Äquatornähe ziemlich schnell ziemlich dunkel, und wir verabschieden uns mit der folgenden kleinen Bira Sneak Preview bis zum nächsten Beitrag …