Wat-Wandern im Battambanger Tempeldreieck

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IMG_3521_brueckeHeute steht endlich mal wieder eine Freestyle Tour auf dem Programm, was sinngemäß soviel bedeutet wie „planlos drauf los fahren und schauen, was das Umfeld so zu bieten hat“. So völlig planlos sind wir dann natürlich doch nicht, und haben uns auf der hoch informativen Seite battambangbuzz mit Inspirationen und provisorischen Karten eingedeckt. Schmerzfreie Zeitgenossen können die hier vorgestellte und ungefähr 75km lange Tour komplett mit dem Rad absolvieren, in Anbetracht der Mittagshitze und dem eher öden Stück auf der Road 57 kann man aber für die zweite Etappe im Süden auch guten Gewissens mit einem Roller Vorlieb nehmen.

3templetourLos geht es morgens an der Villa S.: Die Hausherrin Caroline borgt mir netterweise ihr chinesisches Damenrad, während Maria und Felix erst einmal den französischen Pool vorziehen um dann ggf. mittags „zuzusteigen“. Die Route führt zunächst auf die andere Seite des Sangkers und dann am Hospital vorbei immer weiter gen Norden dem Flussverlauf folgend. Die in machen Karten noch angepriesene verlassene Pepsi Factory aus den 60ern braucht man hier übrigens gar nicht erst zu suchen, da sie nämlich seit 2013 leider Geschichte ist. Dafür ist die Strecke bis zum Dorf Pheam Ek durchaus schön zu fahren und anzusehen. Ab und an kommt ein Tross nummerierter Tuk-Tuks vorbei, die überwiegend entspannt dreinschauende Touristen zum Tempel bringen. Ich wirke auf meinem China-Rad bei bereits ordentlichen Plusgraden sicher weniger entspannt, aber fühle mich trotzdem überlegen – immerhin kann ich halten wo es mir passt und bekämpfe noch aktiv die Urlaubszusatzpfunde!

IMG_3513_ek_phnomNachdem man die Road 156 und auch den Fluss an diesem Schild rechts liegen lässt, wird auch die Umgebung trockener und ländlicher, aber nach ca. 2km ist man dann auch am Ziel – dem Wat Ek Phnom aus dem 11. Jahrhundert! Das Gemäuer selbst ist weitgehend kollabiert und erinnert ein wenig an Felix‘ Kinderzimmer, wenn mal wieder ein mühsam erbautes Lego-Monument binnen Sekunden platt gemacht wurde. Man kann aber ohne große Einschränkungen herumkraxeln und ich bin wundersamerweise gerade der einzige Gast. Ein sitzender überdimensionaler Buddha sowie ein modernerer mit Fahnen geschmücketer Tempel runden das Gesamtbild ab – 1$ kostet der Eintritt, für einen weiteren gibts ein kaltes Bier bei der netten Frau am Eingang.

IMG_3525_schoolsoutZurück gehts wieder auf der gleichen Route, weil mein Kartenmaterial nördlich von Pheam Ek äußerst dürftig ist und die Strecke zumindest etwas Schatten bietet. Unterwegs ist gerade „School’s out“, was bedeutet, dass plötzlich ein nicht enden wollender Strom radelnder kambodschanischer Kinder in Schuluniform die Straße bevölkert, die meinen Anblick offenbar zum großen Teil amüsant finden. Zurück in Battambang fährt es sich auf der anderen (östlichen) Flussseite ebenfalls entspannt, man kreuzt die alten Bahnschienen, und quert dann entweder die Wat Kor Brücke für Phnom Sampeau (NH57) bzw. nach Wat Banan (154), oder bleibt auf der Seite und schlägt sich ostwärts zur Bamboo Train Station durch (meint zumindest die Karte).

IMG_3541_am_abgrundMittags picke ich nach einem feurigen Tom Yam Lunch den gut erholten Rest der Familie auf und tausche Carolines Rad gegen einen Roller, den man zum Beispiel im cool benamsten „Smokin‘ Pot“ Restaurant für 5$ leihen kann. Das ist in Kambodscha (mit Ausnahme von Siem Reap) ähnlich unkompliziert und preiwert wie in Vietnam, und man bekommt in der Regel sogar einen halbwegs vernünftigen Helm und keine der in Vietnam vorherrschenden Calimero Eierschalen. Auf dem bereits erkundeten Abzweig zur NH57 geht es zunächst stur geradeaus durchs Flachland, bis sich plötzlich auf der linken Seite ein gewaltiger, mit hübschen Pagoden (und hässlichen Antennen) gespickter Karstfelsen aus der Landschaft erhebt. Dann ist aber man eigentlich schon zu weit gerollert, Gipfelstürmer müssen nämlich vorher links in eine Art Feldweg, und dann später nach rechts in Richtung des Felsmassivs abbiegen, was aber allenfalls bei dichtem Nebel problematisch ist. Der Weg hinauf führt entweder per pedes über eine nicht näher spezifzierte Anzahl an steilen Stufen, oder auf einer holprigen aber immerhin aphaltierten Straße entlang. Wir wählen die Option 2, müssen allerdings zu unserem Leidwesen feststellen, dass das Smokin‘ Pot Gefährt für derlei Steigungen etwas schwach auf der Brust ist, und erreichen somit die Endstation nur mit Absteigen und viel Geduld!

IMG_3555_monkOben am Gipfel eröffnen sich großartige Aussichten aufs Umland sowie eine bunte Mischung aus Wats, Pagoden, Statuen und üppiger Vegetation. Ein paar Touristen und Makaken sind noch unterwegs, ab und an erblickt man einen Mönch in typischer knalloranger Robe, ansonsten ist es aber ruhig und gelassen hier oben. Kaum zu glauben, dass dieser friedliche Ort auch eine sehr dunkle Vergangenheit hat, und vor allem auch durch die berüchtigten „Killing Caves“ aus den Zeiten der Herrschaft der roten Khmer traurige Berühmtheit erlangt hat.

IMG_3592_templesunsetAuf dem Weg nach unten schlägt sich unser Roller deutlich wackerer, aber trotzdem ist es schon reichlich spät. Wir haben die Wahl: Die eher öder NH57 zurückzurollern, oder auf der unbefestigten Piste in Richtung Nordost bleiben, um den Phnom Banan noch mit einem Besuch zu beehren. Münze werfen ist nicht (gibts in Kambodscha nicht), Felix darf entscheiden und abermals gewinnt Option 2. Der Weg durchs Feld macht schon mal einen Heidenspaß, außer ein paar Mopeds gibt es keinen nennenswerten Verkehr auf der schnurgeraden Route, und im Osten kündigt sich hinter den Bergen bereits der Sonnenuntergang an – für das vollendete Gefühl von Freiheit fehlt nur noch der „Born to Be Wild“ Soundtrack. Den Phnom Banan kann man nur zu Fuß erklimmen, die 358 steilen Stufen  wirken zwar zunächst eher abschreckend, werden aber sogar von Felix problemlos gemeistert. Die Gäste sind überwiegen Locals, und auch bei Hochzeitspaaren scheint das Tempelumfeld mit seiner mystischen Aura als Fotospot äußerst beliebt zu sein. Ob die Anordnung der fünf Türme wirklich wie im Reiseführer angedeutet als Inspiration für Angkor Wat gedient haben bleibt der Phantasie des Besuchers überlassen, pünktlich zum Sonnenuntergang ist es aber sicherlich einer der besten Orte in der Umgebung. Von hier aus kann man über die kleinere Road 154 direkt nach Battambang zurückbrausen, und dann heißt es: Roller loswerden, Duschen, kaltes Bier, Khmer Delight und Licht aus!

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5 Kommentare zu „Wat-Wandern im Battambanger Tempeldreieck“

  1. Tolle Eindrücke 🙂 Wahnsinn, wie viele Wats es immer überall gibt. Fasziniert mich jedes Mal aufs neue 😀
    By the Way: Wie hast du dieses „Blogged Places“ eingebaut? Ist das bei dir unter den ganz normalen Widgets? Finde das nämlich wirklich super!
    Liebe Grüße

    1. Tja, gerne würde ich jetzt hier einen raffinierten Insider-Tip preisgeben, aber ich habe auch vergeblich einen Locations Plugin unter den Widgets gesucht und dann einfach plump online eine Karte erstellt (ich glaube mit amcharts.com) und das Bild dann hochgeladen. Daher ist es auch schon wieder veraltet weil Vietnam und Kambodscha fehlen. Aber da wordpress.com nach wie vor kostenlos ist will ich auch nicht weiter klagen 🙂

      LG Till

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