Schwimmendes Dorfleben – von Rulous bis Kâmpóng Khleang

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IMG_3655_gegenverkehr„Visitors come to Siem Reap to see the Temples of Angkor“ steht da im einsamen Planet, was natürlich förmlich nach Ungehorsam schreit! Und so heben wir uns die mystischen Tempel einfach für die folgenden Tage auf, und starten unseren Aufenthalt in der Region mit einem Ausflug zum Tonle Sap, der immerhin selbst in der Trockenzeit mit der Auszeichnung „größter Binnensee Südostasiens“ aufwarten kann.  Anbieter für Tagestouren gibt es in und um Siem Reap mehr als Tempelruinen, unsere Wahl fällt auf die Triple A Adventures, deren Programm halbwegs relaxt und originell rüberkommt. Ein sympathischer Jungspund names Sokha pickt uns um halb neun mit einem Van auf, der locker 10 Leute fassen könnte, außer dem Fahrer sind wir aber heute die einzigen Mitreisenden. Die Fahrt geht zunächst auf dem Highway 6 Richtung Osten, wo wir in der Nähe des Dörfchens Rulous Station machen. Zu unseren rechten huschen ein paar durchaus eindrucksvolle Khmer Tempel vorbei (Angkor Nerds dürfte die eher nüchterne Bezeichnung „Rulous Gruppe“ ein Begriff sein), für uns geht’s aber erstmal rauf aufs Rad und mit Sohka mitten rein in die kamboschanische Pampa!

IMG_3660_kidsZunächst schauen wir bei einer Grundschule vorbei. Wir erregen mal wieder mächtig Aufsehen und schreiben es wie immer Felix‘ Präsenz zu, aber es ist schon auffällig, welch gut Laune in den Klassenzimmer herrscht. Vielleicht liegt es daran, dass in Kambodscha viele Eltern ihren Nachwuchs trotz Schulpflicht eher zu Hause mitarbeiten lassen, insofern sind die hier anwesenden Grinsekids fast schon privilegiert. Gleich um die Ecke befindet sich ein wuseliger lokaler Markt, auf dem es wie üblich wieder diverse Skurrilitäten wie z.B. die Eisblock-raspelnden Erfrischungsverkäufer (und zu Felix‘ Freude auch den obligatorischen chinesischen Spielzeugnippes) zu bestaunen gibt. Auch hier scheinen wir die einzigen Langnasen weit und breit zu sein, man kann den Triple A-s schonmal nicht nachsagen, dass sie Touren von der Stange machen. Nach einem weiteren Schlenker durch den Dschungel landen wir wieder am Ausgangspunkt, Sokha schmeißt eine Runde Drinks, und wir tauschen wieder Räder gegen Van, da unsere nächste Station Kâmpóng Khleang leider nicht wie erhofft in „cycling distance“ liegt.

IMG_3692_miniAls wir schließlich die ersten Ausläufer des Dorfs erreichen erwartet uns ein bizarrer Eindruck. Sämtliche Häuser sind auf meterhohen Stelzen gebaut, obwohl in der Mitte nur ein bescheidenes Flüsschen fließt. In der Regenzeit steigt der Pegel angeblich bis auf Fußbodenhöhe (und zuweilen auch darüber) an, die Bewohner schwenken dann von Landwirt auf Fischer um, und wenn sich der Monsun wieder schlafen gelegt hat, geht das ganze Spiel wieder von vorne los. So gilt Hochwasser hier nicht als Katastrophe sondern quasi eher als Jahreszeit.

IMG_3702_glotzeWir schauen bei Herrn Long dem Englischlehrer rein, der zwar gerade auf dem Weg zum Unterricht ist, aber Omma hat für alle gekocht. Das Stelzenhaus ist selbstredend kein Luxusappartement, aber durchaus gemütlich eingerichtet. Oma Long wollte sich natürlich gleich Felix schnappen, der bei zuviel Übereifer (zum Glück) erstmal den Rückzug antritt. Als Sie dann später die flimmernde Glotze anmacht scheint er plötzlich seine Vorliebe für rauschend Khmer Soaps entdeckt zu haben – das Bild mit den Beiden vor dem Fernseher hat auf jeden Fall einen Ehrenplatz verdient.

IMG_3727_abschleppdienstNachdem sich alle ausgeschaukelt haben, laufen wir zum Flussufer und entern eins der schmalen Boote, das uns raus auf den Tonle Sap bringt, nachdem wir den gleichnamigen Fluss bereits in Phnom Penh kennengelernt haben. Da man die andere Uferseite nicht sehen kann, denkt man unweigerlich man wäre am Meer, dann tauchen auch schon die ersten Häuser des schwimmenden vietnamesischen Dorfs auf. Über Stelzenhöhen und Hochwassermarken müssen sich die Bewohner keine Gedanken machen, alle Immobilien (wenn man sie denn so nennen kann) schwimmen nämlich – vom Familiendomizil über Shops und Tankstellen bis zur kompletten Schule!

IMG_3744_swimmingschoolUnser Kahn knattert behäbig durch die spiegelglatten „Straßen“, ab und zu pendelt ein Boot vorbei, aber ansonsten ist es völlig still und ich beginne insgeheim, die potentiellen Vor- und Nachteile dieser Lebensweise auszuloten. Nein – für uns wär das dann wahrscheinlich doch nix, aber der Ausflug war definitiv jeden Dollar wert! Abends futtern wir wieder im AnnAdyA Restaurant (heute haben wir es irgendwie mit den As) auf der Sok San Road, und morgen sind dann endlich auch mal die Tempel dran. Auf eigene Faust. Mit grünen E-Rollern. Lasst euch das nicht entgehen 🙂

3 Kommentare zu „Schwimmendes Dorfleben – von Rulous bis Kâmpóng Khleang“

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